Ernst von Leyden
Prof. Dr. med. Ernst von Leyden, geboren am 20. April 1832 in Danzig, war Mitbegründer der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin und prägte über mehrere Jahrzehnte die Innere Medizin in Berlin. – Der Sohn eines Regierungsrats bei der Steuerbehörde der Provinz Westpreußen studierte – nach der Schulzeit an den humanistischen Gymnasien in Danzig und Marienwerder – am „Medicinisch-chirurgischen Friedrich-Wilhelm-Institut“, der sogenannten „Chirurgischen Pépinière“. Sie kooperierte eng mit der Berliner Medizinischen Fakultät sowie der Charité und ermöglichte es ihren Studenten, sich auf Staatskosten zum Militärarzt ausbilden zu lassen. Geprägt von Johann Lukas Schönlein und Ludwig Traube bestand Leyden 1851 das „Tentamen philosophicum“ und promovierte zwei Jahre später mit einer 30-seitigen, vollständig in Latein abgefassten Dissertation über den akuten Rheumatismus der Gelenke („De rheumatismo acuto articulorum“). Leyden wirkte zunächst als Militärarzt in Berlin, dann in Düsseldorf, Königsberg und Gumbinnen. 1859 kehrte er zu Ludwig Traube nach Berlin zurück und habilitierte sich 1863 mit einer Arbeit über Krankheiten des Rückenmarks. Als Stabsarzt zog er in den deutsch-dänischen Krieg. 1865 beendete er seine Militärlaufbahn und nahm einen Ruf an die Innere Klinik Königsberg an, deren reformfreudiger Direktor er als Nachfolger von Georg Hirsch wurde. Im deutsch-französischen Krieg war er Führer eines Sanitätszugs. 1871/72 noch Prorektor der Albertus-Universität Königsberg, wechselte er 1872 an die neue Reichsuniversität Straßburg, folgte aber 1876 neuerlich einem Ruf nach Berlin. Zunächst leitete er die Propädeutische Innere Medizin, 1885 übernahm er dann als Direktor bis zu seiner Emeritierung 1907 die Erste Medizinische Klinik der Charité. Hier folgte er Theodor Frerichs nach, mit dem er schon früh eng kooperiert hatte. Beide gründeten 1879 die Zeitschrift für klinische Medizin und 1881 die Gesellschaft für Innere Medizin mit ihrem ersten Wiesbadener Kongress im April 1882. Ernst von Leyden war einer der Ärzte, die naturwissenschaftlich basierte Methode und klinische Beobachtung miteinander verbanden, im Enthusiasmus über die Neuerungen aber die zentrale Bedeutung der individuell zu therapierenden Patientinnen und Patienten nicht aus den Augen verloren. Seit 1874 Mitglied der Leopoldina, bemühte er sich auch um ärmere Kranke und propagierte für diese erfolgreich Lungenheilstätten. 1903 sorgte er für die Errichtung der ersten Krebsabteilung an der Charité. Ernst von Leyden wurde nach seinem Tod in Charlottenburg am 5. Oktober 1910 auf dem Friedrichswerderschen Kirchhof I in Berlin-Kreuzberg beigesetzt, wo sein Ehrengrab noch heute erhalten ist. Der Protestant und Freimaurer hinterließ eine Tochter aus erster und einen Sohn aus zweiter Ehe.