Emil Fischer
Prof. Dr. Emil Fischer, geboren am 9. Oktober 1852 in Euskirchen, war der Begründer der klassischen Organischen Chemie. Der Nobelpreisträger schuf durch die Anwendung exakter Laboratoriumstechnik die Basis für das Verständnis von Zucker, Nucleinsäuren und Eiweißstoffen. – Der Sohn des Unternehmers und Mitbegründers der Dortmunder Aktienbrauerei Laurenz Fischer und der Industriellentochter Julie Poensgen besuchte Gymnasien in Wetzlar und Bonn. Als 16-Jähriger trat er erfolglos eine kaufmännische Lehre an. 1871 nahm er in Bonn das Studium der Chemie bei August Kekulé auf, wechselte aber im Jahr darauf nach Straßburg. Dort wurde er 1874 bei Adolf Baeyer mit einer Dissertation über Fluorescein promoviert. Ein Jahr später entdeckte er als Assistent das Phenylhydrazin, dessen Toxizität er unterschätzte und fortan unter Vergiftungserscheinungen litt. Bei dem ebenfalls nach München gegangenen Baeyer habilitierte er sich 1878 und wurde 1879 zum außerordentlichen Professor ernannt. Mit Otto Fischer, einem Vetter, erforschte er dort die Triphenylmethan-Farbstoffe Rosanilin und Fuchsin. 1882 zum Ordinarius in Erlangen berufen, intensivierte er dort die Zuckerforschung. Ihm gelang die Synthese der Glucose. Schon nach drei Jahren wechselte er nach Würzburg, wo er die Forschung zur Harnsäure intensivierte und die Molekülgruppe der vom ihm so genannten Purine beschrieb. Für die Forschungen zu Zucker und Purinen erhielt er 1902 den Nobelpreis für Chemie. 1892 nach Berlin berufen, setzte er dort den Neubau des Chemischen Instituts durch. Hier stand nun die Eiweißforschung im Vordergrund, später auch Hydrolyse und Synthese durch Wasserabspaltung. 1902 gelang Fischer nach Vorarbeiten von Johann von Mering die Synthese der Diethylbarbitursäure, des ab 1903 als Veronal vertriebenen Schlafmittels. Sein letztes großes Forschungsgebiet waren ab 1908 die Gerbstoffe. Fischer galt als strenger Lehrer und hatte kaum außerwissenschaftliche Interessen. Er war sieben Jahre mit seiner 1895 verstorbenen Frau Agnes Gerlach, Tochter des Erlanger Anatomieprofessors Joseph von Gerlach, verheiratet. Das Paar hatte drei Söhne, darunter den 1960 verstorbenen Chemieprofessor Hermann Fischer; die beiden anderen Söhne kamen im Ersten Weltkrieg ums Leben. Emil Fischer, der sich offen gegen den Antisemitismus wandte, widmete sich im Ersten Weltkrieg ganz der Kriegsforschung, insbesondere mit Blick auf Sprengstoffe und Giftgase. Seine Unterschrift unter dem den Krieg rechtfertigenden „Manifest der 93“ bereute er 1918, erwog angesichts der politischen Unruhen eine Emigration, trat dann aber in die liberale Deutsche Demokratische Partei ein. Eine Darmkrebsdiagnose veranlasste ihn am 15. Juli 1919 zu einem Suizid durch Zyankali. Drei Tage später wurde er auf den Neuen Friedhof in Wannsee von Adolf von Harnack beigesetzt. Sein Grab ist ebenso erhalten wie seine Villa in der heutigen Hugo-Vogel-Straße 24/25. 2009 hat Dörthe Kähler unter dem Titel „Der Nobelpreisträger. Emil Fischer in Berlin“ ein Buch vorgelegt, das in Fischers Leben einführt.