Heinrich Irenaeus Quincke
Prof. Dr. med. Heinrich Irenäus Quincke, geboren am 26. August 1842 in Frankfurt an der Oder, prägte über Jahrzehnte die Universität Kiel und war für eine Vielzahl von Innovationen im Bereich der Inneren Medizin verantwortlich. – Der Sohn eines praktischen Arztes wuchs in Berlin auf, wo er nicht nur das Abitur bestand, sondern zudem eine Tischlerlehre absolvierte. 1858 begann er das Studium der Medizin in Berlin, verbrachte aber auch einige Semester in Würzburg und Heidelberg. Er kam früh in Kontakt zu führenden Vertretern der naturwissenschaftlich basierten Medizin, so Albert Kölliker, Hermann von Helmholtz und Rudolf Virchow. 1863 wurde er in Berlin bei Karl Gustav Mitscherlich mit einer Dissertation über die Wirkung von Apfelsäure bei Tieren promoviert. Nach einer Studienreise, die ihn nach Wien, Paris und London führte, fand Quincke 1867 an der Charité bei Friedrich Frerichs Anstellung. 1870 habilitierte er sich. 1873 folgte er einem Ruf an die Universität Bern, 1878 nach Kiel. Dort blieb er bis zu seiner Emeritierung 1908, war viermal Dekan und 1900/01 auch Rektor. Er schied in Unfrieden, weil ihm ein Klinikneubau verwehrt worden war. Quincke wurde auf mehreren Gebieten der Inneren Medizin zu einem Pionier: Er führte die Lumbalpunktion ein, die er 1891 auf dem Wiesbadener Kongress der DGIM vorstellte. Er beschrieb als Erster das lange „Quincke-Ödem“ genannte Angioödem (1882) und mit dem „Quinckeschen Kapillarpuls“ (1868) den Zusammenhang von Aorteninsuffizienz und dem Puls in den Blutkapillaren. Er operierte Lungenabszesse und begründete damit die Lungenchirurgie. Er entdeckte das Trichophyton quinckeanum, einen Erreger der Ringelflechte der Kopfhaut. Er entwickelte zahlreiche Methoden und Geräte zu Diagnose, Therapie und Krankenpflege und beteiligte sich an Debatten zur Standes- und Sozialpolitik. 1899 stand das Mitglied der Leopoldina (1883), das 1888 mit dem Titel „Geheimer Medizinalrat“ ausgezeichnet worden war, dem Wiesbadener Kongress der DGIM vor. Auch die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie ernannte ihn zum Ehrenmitglied. Seinen Lebensabend verbrachte Quincke in Frankfurt am Main, wo er 1912 zum Honorarprofessor ernannt wurde und nach der Gründung der Universität 1914 auch in der Lehre tätig war. Am 19. Mai 1922 nahm er sich das Leben. Quincke war seit 1874 mit Bertha Wrede, der Tochter eines Gutsbesitzers, verheiratet; die Ehe blieb kinderlos.