Oswald Schmiedeberg
Prof. Dr. med. Oswald Schmiedeberg, geboren am 29. September 1838 auf Gut Laidsen bei Talsen/Kurland (Talsi/Lettland), trug von Straßburg aus maßgeblich zur Etablierung einer eigenständigen universitären Pharmakologie bei. – Nach dem Besuch von Kreisschule und Gymnasium in Dorpat studierte Schmiedeberg, Sohn eines Amtmanns und Oberförsters, dort ab 1860 Medizin. Bei Rudolf Buchheim, dem Begründer des ersten pharmakologischen Instituts weltweit, wurde er 1866 mit einer Arbeit „Über die quantitative Bestimmung des Chloroforms im Blute und sein Verhalten gegen dasselbe“ promoviert. Nach der Assistentenzeit folgte Schmiedeberg seinem Doktorvater 1871 als Direktor des Pharmakologischen Instituts nach. Schon ein Jahr darauf nahm er den Ruf an die neugegründete Reichsuniversität Straßburg an. Hier betätigte er sich auch politisch und beriet das Reichsgesundheitsamt. Schmiedeberg machte Straßburg zum internationalen Zentrum der zuvor in Dorpat institutionalisierten Pharmakologie. Etwa vierzig Straßburger Schüler Schmiedebergs besetzten später pharmakologische Lehrstühle im In- und Ausland. 1873 gründete er mit Bernhard Naunyn und Edwin Klebs das „Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie“, das später auch unter dem Namen „Naunyn-Schmiedeberg's Archives of Pharmacology“ bekannt wurde. Schmiedebergs 1883 erstmals herausgegebener „Grundriß der Arzneimittellehre“ erschien in den folgenden Jahrzehnten in zahlreichen Auflagen unter variierenden Titeln und in mehreren Übersetzungen. Seine Forschung ging vom Körper als chemischem Laboratorium aus. Er untersuchte die Chemie der Stoffwechselvorgänge, der Wirkung von Schlaf- und Betäubungsmitteln wie Chloroform, Paraldehyd und Urethan sowie von Herzmedikamenten wie Digitalin. Die Zusammenarbeit mit Boehringer Mannheim führte zur Entwicklung des gegen Blutarmut wirksamen Ferratins. Schmiedeberg, der ledig blieb, verbrachte seine Sommerurlaube häufig in der estnischen Heimat. Nach dem Ersten Weltkrieg siedelte er von Straßburg nach Baden-Baden um, wo er am 12. Juli 1921 starb. Seit 1956 vergibt die Deutsche Gesellschaft für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie (DGPT) die Schmiedeberg-Plakette als ihre höchste Auszeichnung.